Über das Liebste des deutschen Reisenden: Funktionskleidung

Auf dem Flugsteig nach Madeira mutet es an, als zögen zahlreiche der versammelten deutschen Reisenden aus, unbekannte Orte zu entdecken, Ländereien zu erobern und Urvölker zu unterwerfen. Die Füße in klobige Wanderschuhe vergraben, den Körper von Fuß bis Kopf in tarnfarbene Funktionskleidung gehüllt, warten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Kreuzzuges wider entspannte Kleidung zunächst ungeduldig auf den Aufruf des Fluges und stapfen endlich in das Flugzeug, das den Weg von Düsseldorf nach Madeira in wenigen Stunden bewältigt.

Am Internationalen Flughafen von Madeira endlich angelagt – „huiuiui, hätte nicht gedacht, dass man so schwitzt in dieser Kleidung“ -, offenbaren sich die Jüngerinnen und Jünger der Funktionskleidung als höchst pfiffige effiziente Energiesparer: Zwar möchte jeder und jede den visuellen Eindruck erwecken, Wandertouren jenseits von zwölf Stunden Dauer auf einem Bein durch bergigste Gefilde hüpfend mit bravour zu meistern, doch scheitert nun alles an einer popeligen Treppe. Lieber reiht sich das ernst dreinblickende – es geht im Urlaub offenbar darum, jede Nanosekunde möglichst effizient zu nutzen – deutsche Equipmentwunder in eine lange Warteschlage ein, um die Rolltreppe zu nutzen, anstatt die paar Treppenstufen einfach hinaufzuflitzen.

Klar, wenn man schon einmal viel Geld in Wasser-, Wind- und Wetterdichte Kleidung investiert hat, muss sich das ja auch lohnen, dann sollen die Klamotten ja nicht einfach den Flug über im Koffer verbringen – und wenn im Reiseführer steht, dass der „Mývatn“ in Island seinen Namen ob der abermillionen Mücken trägt, die den See umschwirren, dann braucht’s unbedingt eine Gesichtsmaske. Auch wenn (oder gerade weil?) die Maske etwas seltsam anmutet. Auch wenn gar keine Mücken dort herumschwirren.

Equipmentendstufe "Die Maske"
Tourist from outer space

Ehrlich, ich kann’s nicht mehr sehen und ich mag besonders diese abwertenden Blicke nicht leiden, wenn ich auf dem Flugsteig mit gemütlichen Sneakers stehe, weil sich meine schweren Wanderstiefel bereits in meinem Reiserucksack im Flugzeugrumpf befinden. Nur weil die Bekleidungsindustrie suggeriert, ein Ausflug auf Madeira, in Island oder auf der Kölner Schildergasse ließe sich nur mit teurer Funktionskleidung bewältigen, bedeutet nicht, dass das auch so ist. Freilich braucht’s für Wanderungen durch schwieriges Gelände vernünftiges Schuhwerk, doch allzu viele undurchlässige Mikrofasern am Körper verhindern eine ganz essentielle Erfahrung: dass die Welt jenseits der wenigen Millimeter Funktionsklamotte nicht immer genehm, sondern auch einmal windig, verregnet, stürmisch, kalt, heiß, warm, kratzig, unsanft und harsch, zugleich jedoch wunderschön ist.

Island und das liebe Geld: ein paar Tipps, wie sich ein wenig Geld sparen lässt

Island war nicht teuer, nein. Island war – für deutsche Verhältnisse – richtig teuer. So teuer, dass sich sogar zwei Schweizer am Nachbartisch eines Cafés bei einem Bier darüber äußerten, dass sie es eigentlich gewohnt seien, in Länder zu verreisen, die deutlich günstiger seien als ihre Schweiz. Aber Island, da sei alles noch deutlich teuerer als in ihrem Heimatland. Tatsächlich, Island ist sehr teuer, aber ein paar Erfahrungen helfen, das Portemonnaie nicht über die Maßen zu strapazieren:

  • Kaffee ist so ziemlich überall für günstiges Geld zu bekommen, manche Cafés servieren den Kaffee gar in einer Thermoskanne, so dass sich preiswert an den Rande des Tremors und darüber hinaus mit Kaffee betrunken werden kann.
  • In Island macht’s wenig Sinn, Trinkwasser im Supermarkt zu kaufen: Das Leitungswasser ist – wenn’s nicht allzu stark nach Schwefel & Co. riecht – so sauber und rein, dass sich eigene Wasserflaschen prima damit auffüllen lassen.
  • Alkohol mitbringen: Alkoholhaltige Getränke jenseits der traurigen 2,5 Umdrehungen, die das in Supermärkten erhältliche Bier bietet, werden in Island in dedizierten Läden verkauft, den Vínbúðin. Zwar ist’s ein wunderbares Erlebnis, dem isländischen Treiben in solchen Läden zuzuschauen – da ist am Freitag Abend wirklich der Teufel los, wenn meterhohe Bierpaletten aus dem Laden und in das eigene Auto befördert werden -, für einen einfachen Wein öffnet sich das Portemonnaie dort aber schon um einige Zentimeter. D’rum ist’s für den und für die eine gute Idee, die in Island dem Alkohol frönen möchten, noch schnell im Duty Free Shop am Abflughafen eine Flasche Vodka o.ä. einzukaufen.
  • Jedes Guesthouse bzw. Gästehaus, in dem wir nächtigten war super, da gab’s keine negativen Erfahrungen. Im Schnitt zahlten wir in der Hauptsaison für ein Doppelzimmer rund 100 Euro – für Island ist das günstig. Zwei Übernachtungsmöglichkeiten hatten es uns besonders angetan: Das Athena Guesthouse und das Galleri Laugarvatn. Das Athena Guesthouse liegt in einem bodenständigen Viertel Reykjaviks und ist besonders dank seines lockeren jungen Besitzers Egill eine sehr feine Sache. Vom Athenau Guesthouse lässt sich das Zentrum Reykjaviks in rund zehn bis 15 Minuten erreichen. Das wunderschon eingerichtete und gemütliche Galleri Laugarvatn liegt am gleichnamigen See Laugarvatn und eignet sich wunderbar, um den „Golden Circle“ nicht allzu hastig abzuarbeiten, sondern noch etwas von Land und Leuten mitzubekommen.
  • Selber kochen: Gästehäuser wie das Athena Guesthouse bieten die Möglichkeit, in einer gemütlichen kleinen Küche selber zu kochen – warum sollte man das nicht nutzen, lässt sich doch auf diese Weise eine Menge Geld sparen? 🙂
Das Athena Guesthouse - ein wenig versteckt, aber sehr fein
Das Athena Guesthouse – ein wenig versteckt, aber sehr fein

Island – Reykjavik: am Thermalstrand Nauthólsvík

Wer braucht schon die „Blaue Lagune“, wenn’s sich nur wenige Kilometer vom Stadtkern Reykjaviks entfernt an der Meeresbucht Nauthólsvík so schön entspannen lässt. In Nauthólsvík wird heißes Kraftwerkswasser ins Meer geleitet, was (angeblich) dazu führt, dass sich in der Bucht schön schwimmen lässt. Wer sich nicht ins Wasser wagt – ehrlich, im Juli war’s dort immer noch arg brrrrrrr…. -, findet gleich nebenan einen gemütlichen Hot Pot, in dem sich allerlei lustige lebensfreudige Isländer tummeln.

Der Strand von Nauthólsvík
Der Strand von Nauthólsvík
Hot Pot am Strand von Nauthólsvík
Hot Pot am Strand von Nauthólsvík
Gut, der Besuch des Hot Pots setzt voraus, dass man von Seife etwas gehört haben sollte...
Gut, der Besuch des Hot Pots setzt voraus, dass man von Seife etwas gehört haben sollte…

Island – Reykjavik: Prikið

Sehr sehr leckeres bodenständiges Essen zum – für isländische Verhältnisse – kleinen Preis bietet das Prikið im Herzen Reykjaviks (Hier geht’s zur offiziellen Website des Cafés/Restaurants).

Food Porn vom Feinsten: Der Fischburger im Prikid.
Food Porn vom Feinsten: Der Fischburger im Prikid.

Auch feiern lässt sich hart und gut, wie das folgende Video veranschaulicht: